Grundlagen zur Funktion

Die Messfunktion der EP3356-0022 lässt sich wie folgt beschreiben:

Allgemeine Hinweise

Signalflussplan

Grundlagen zur Funktion 2:

Die EP3356-0022 bearbeitet die Daten in folgender Reihenfolge:

Grundlagen zur Funktion 3:

Messprinzip Delta-Sigma-(ΔΣ)-Wandler

Das in der EP3356-0022 verwendete Messprinzip mit realer Abtastung im MHz-Bereich verschiebt Aliasing-Effekte in einen sehr hochfrequenten Bereich, so dass für den Betrieb im kHz-Bereich in der Regel keine derartigen Effekte zu erwarten sind.

Averager

Um die hohe Datenrate des Analog-Digital-Wandlers (ADC) auch bei langsamen Zykluszeiten nutzen zu können, ist dem ADC ein Mittelwertfilter nachgeschaltet. Dieser bildet einen gleitenden Mittelwert über die letzten 4 Messwerte. Diese Funktion lässt sich über das CoE-Objekt "Mode X enable averager" für jeden Modus deaktivieren.

Software-Filter

Die EP3356-0022 ist mit einem digitalen Software-Filter ausgestattet, das je nach Einstellung die Charakteristik eines Filter mit endlicher Impulsantwort (Finite Impulse Response filter, FIR-Filter) oder eines Filter mit unendlicher Impulsantwort (Infinite Impulse Response filter, IIR-Filter), annehmen kann. Der Filter ist per default als 50 Hz-FIR aktiviert.

Im jeweiligen Messmodus kann der Filter aktiviert (0x8000:01, 0x8000:02) und parametriert (0x8000:11, 0x8000:12) werden.

FIR 50/60 Hz

PDO Filter

Grundlagen zur Funktion 4:
Notch-Kennlinie/Amplitudengang und Sprungantwort der FIR-Filter

IIR-Filter 1..8

Grundlagen zur Funktion 5:
Sprungantwort und Bodediagramm der IIR-Filter

Übersicht Wandlungszeiten

Filter Settings

Wert

PDO Update-zeit

Filtereigenschaft

Grenzfrequenz (-3 dB) [Hz] (typ.)

Kommentar

Anstiegszeit 10-90 % [s] (typ.)

Filter deaktiviert

-

Zyklussynchron, min. 100 µs

-

-

-

-

0

FIR 50 Hz

312.5  µs

50 Hz Notchfilter

22 Hz

Wandlungszeit typ. 312.5 µs

0.013

1

FIR 60 Hz

260.4  µs

60 Hz Notchfilter

25 Hz

Wandlungszeit typ. 260.4 µs

0.016

2

IIR1

Zyklussynchron (bis min. 100 µs)

Tiefpass

2000 Hz

a0=1/21 = 0.5

0.0003

3

IIR2

Tiefpass

500 Hz

a0=1/22 = 0.25

0.0008

4

IIR3

Tiefpass

125 Hz

a0=1/24 = 62.5e-3

0.0035

5

IIR4

Tiefpass

30 Hz

a0=1/26 = 15.6e-3

0.014

6

IIR5

Tiefpass

8 Hz

a0=1/28 = 3.91e-3

0.056

7

IIR6

Tiefpass

2 Hz

a0=1/210 = 977e-6

0.225

8

IIR7

Tiefpass

0.5 Hz

a0=1/212 = 244e-6

0.9

9

IIR8

Tiefpass

0.1 Hz

a0=1/214 = 61.0e-6

3.6

10

Dynamic IIR

Der Filter wechselt dynamisch zwischen den Filtern IIR1 bis IIR8

11

PDO Filter frequency

1/PDO Value[Hz]*64

Notchfilter mit einstellbarer Frequenz

ca. 0,443 * PDO Value [Hz]

-

-

Grundlagen zur Funktion 6:

Filter und Zykluszeit

Bei eingeschalteten FIR Filtern (50 Hz oder 60 Hz) werden die Prozessdaten maximal mit der angegebenen Wandlungszeit aktualisiert (siehe Tabelle). Die IIR Filter arbeiten zyklussynchron. Somit steht jedem SPS-Zyklus ein neuer Messwert zur Verfügung.

An welcher Stelle die Filter eingestellt werden können ist in dem Kapitel „CoE-Objektbeschreibung und Parametrierung“ z.B. unter dem Index 0x8000:12 beschrieben.

Grundlagen zur Funktion 7:

IIR Filter

Differenzengleichung: Yn= Xn * a0 + Yn-1 * b1 mit a0 + b1 = 1

a0= (siehe Tabelle), b1 = 1 – a0

Dynamisches IIR Filter

Das dynamische IIR-Filter schaltet in Abhängigkeit der Gewichtsänderung eigenständig die 8 verschiedenen IIR-Filter durch. Das Konzept:

Die Parametrierung wird über die CoE Enträge 0x8000:13 und 0x8000:14 vorgenommen. Die Bewertung erfolgt nach 2 Parametern:

Beispiel:

Der dynamische Filter soll derart eingestellt werden, dass eine maximale Steigung von 0.5 digit pro 100 ms (5 Digit pro Sekunde) möglich ist, ohne dass der Filter geöffnet wird. Dadurch wird eine "ruhige" Messwertausgabe erreicht. Bei schnellerer Änderung soll aber umgehend der Last gefolgt werden können.

Im Folgenden ist der Messwertverlauf bei langsamer (links) und schneller (rechts) Änderung abgebildet.

Grundlagen zur Funktion 8:
Auswirkung dynamischer IIR-Filter

Gewichtsberechnung

Nach jeder Erfassung der Analogeingänge erfolgt die Berechnung des resultierenden Gewichts bzw. der resultierenden Kraft, welche sich aus dem Verhältnis des Messsignals zum Referenzsignal und aus mehreren Kalibrierungen zusammensetzt:

YR = (UDiff / Uref) x Ai

(1.0)

Berechnung des Rohwertes in mV/V

YL = ( (YR – CZB) / (Cn – CZB) ) * Emax

(1.1)

Berechnung des Gewichts

YS = YL * AS

(1.2)

Skalierfaktor (z.B. Faktor 1000 für Umskalierung von kg in g)

YG = YS * (G / 9.80665)

(1.3)

Einfluss der Erdbeschleunigung

YAUS = YG x Gain - Tara

(1.4)

Gain und Tara

Legende

Name

Bezeichnung

CoE Index

UDiff

Brückenspannung/Differenzspannung des Sensorelementes, nach Averager und Filter

 

Uref

Brückenspeisespannung/Referenzsignal des Sensorelementes, nach Averager und Filter

 

Ai

Interne Verstärkung, nicht veränderbar. Dieser Faktor berücksichtigt die Einheitennormierung von mV zu V und die unterschiedlichen Vollausschläge der Eingangskanäle

 

Cn

Nennkennwert des Sensorelementes (Einheit mV/V, z.B. nominell 2 mV/V oder 2.0234 mV/V laut Abgleichprotokoll)

8000:23

CZB

Nullpunktabgleich (Zero balance) des Sensorelementes (Einheit mV/V, z.B. -0.0142 laut Abgleichprotokoll)

8000:25

Emax

Nennlast des Sensorelementes

8000:24

AS

Skalierfaktor (z.B. Faktor 1000 für Umskalierung in kg in g)

8000:27

G

Erdbeschleunigung in m/s^2 (default: 9.80665 ms/s^2)

8000:26

Gain

 

8000:21

Tara

 

8000:22

Wandlungsmodus

Der so genannte Wandlungsmodus bestimmt die Geschwindigkeit und Latenz der analogen Messung in der EP3356-0022. Die Charakteristika:

Modus

Bedeutung

typ. Latenz

Stromaufnahme typ.

0

High precision

Analoge Wandlung mit 10,5 kSps (Samples per second) Langsame Wandlung und damit hohe Genauigkeit

7,2 ms

70 %

(bez. Nennwert, siehe Technische Daten)

1

High speed / low latency Analoge Wandlung mit 105,5 kSps (Samples per second) schnelle Wandlung bei geringer Latenz

0,72 ms

100 %

(bez. Nennwert, siehe Technische Daten)

Das Wandlungsprinzip der EP3356-0022 bedingt, dass erst nach einer definierten Zeit die analoge Spannung als Digitalwert zur Verfügung steht. Dies veranschaulicht die nachfolgende Abbildung.

Es wird ein Sprungsignal 0 →1 auf den Eingang gegeben. Je nach Wandlungsmodus 0/1 ist nach 7,2 ms bzw. 0,72 ms der Messwert innerhalb der definierten Genauigkeit erreicht und auslesbar. Zu diesem Zeitpunkt wird auch im Distributed Clocks-Betrieb der Zeitstempel gewonnen. Im realen Betrieb wird üblicherweise kein sprungbehaftetes sondern ein höherfrequentes, wenn auch stetiges Signal angeschlossen. Dann bildet die EP3356-0022 das Eingangssignal mit der entsprechenden Latenz zur Weiterverarbeitung ab, weshalb auch eine schnellere Abfrage der Abtasteinheit in kürzeren Abständen als die Latenzzeit (Die EP3356-0022 ermöglicht bis 100 µs) zur detailgetreuen Abbildung des analogen Eingangssignals sinnvoll ist.

Grundlagen zur Funktion 9:
Latenz des Analog-Digital-Wandlers

Eine Veränderung der angegebenen Latenzzeit ist nicht möglich.

Darüber hinaus sind in jedem Modus über CoE einzeln einstellbar

Grundlagen zur Funktion 10:
zu den einzelnen Modi gehörige Einstellparameter im CoE

Moduswechsel

Insbesondere für dynamische Wägevorgänge kann es sinnvoll sein, während des Wägevorgangs die Messcharakteristik erheblich zu verändern. Wenn z. B. ein Schüttgut sackweise innerhalb 5 Sekunden abgefüllt wird, sollte zu anfangs ein sehr offener Filter eingesetzt werden, damit der Messwert schnell dem Füllungsgrad folgt. Dass der Messwert dabei sehr ungenau ist und hohen Schwankungen unterliegt, spielt während dieser Phase keine Rolle. Wenn der Sack dann zu >90 % befüllt ist, muss die Befüllung verlangsamt und mit hoher Genauigkeit die Beladung verfolgt werden, der Filter ist nun "zuzuziehen". Deshalb können in der EP3356-0022 die beiden Wandlungsmodi über das Prozessdatenbit "Sample mode" in Bezug auf die Analogwertverarbeitung umgeschaltet werden.

Der Moduswechsel dauert ca. 30 ms, in dieser Zeit sind die Messwerte ungültig und zeigen dies durch das Statusbyte an.

Grundlagen zur Funktion 11:
Umschaltung SampleMode